Die rund 130 Gäste des traditionellen Sommerabends beim Kirchenkreis Walsrode bekamen in diesem Jahr einiges geboten. Das brandaktuelle Themenspektrum reichte vom Sondervermögen für die Bundeswehr über das Für und Wider eines Pflichtjahrs für Jugendliche bis zu den Auswirkungen des Ukraine-Krieges im Heidekreis. Wäre als Veranstaltungsort nicht das Gemeindehaus an der Stadtkirche angegeben worden, hätte man sich beim Anblick von Programm und Diskutanten-Liste auch in einer Fernseh-Talkshow wähnen können. Aber Lars Klingbeil (SPD, MdB), Karl-Ludwig von Danwitz (CDU, MdL), Landrat Jens Grote und die eingeladenen Fachleute aus den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Diakonie und Ukraine-Hilfe wurden nicht von Berufsmoderatoren interviewt, sondern standen leitenden Vertretern hiesiger Schulen Rede und Antwort. An drei hintereinandergeschalteten Thementischen entlockten die Schulleiter des Gymnasiums und der Oberschule Walsrode, Jens Hegerfeld und Rüdiger Strack sowie ihre Kollegin Frau Gieschen, Fachbereichsleiterin Politik an der BBS Walsrode, ihren Diskussionspartnern einige spannende Einblicke und Denkanstöße – sowohl aus der großen wie auch der regionalen Perspektive.
Lars Klingbeil verdeutlichte die Notwendigkeit einer zukunftsfähigen Ausstattung der Bundeswehr, die nicht im Widerspruch zu erforderlichen Ausgaben in Bereichen wie Bildung und Klimaschutz stehen würde. Der Dialog von Frau Dr. Cornelia Johnsdorf vom Kirchlichen Entwicklungsdienst und Karl-Ludwig von Danwitz brachte große Übereinstimmungen bei der Frage zutage, ob sich junge Leute im Rahmen eines Dienstes für die Gesellschaft engagieren sollten. Landrat Jens Grote zeigte auf, wie vergleichsweise geräuschlos die Eingliederung von Geflüchteten im Heidekreis verlaufen sei, und das bei der landesweit höchsten Aufnahmequote gemessen an der Einwohnerzahl. Michael Haacke von der Kinderhilfe Kovel berichtete von den Anforderungen in der Ukraine-Hilfe und machte deutlich, dass aktuell am besten Geld- statt Sachspenden geeignet seien, um auf alle Eventualitäten im nächsten Winter reagieren zu können. Den Anfang machten gleich die Gäste des Sommerabends und spendeten 312,61 € für die Flüchtlingshilfe vor Ort.
Zwischen und nach den Talk-Runden bestand für die Gäste ausreichend Gelegenheit zum Netzwerken bei leckeren Speisen und Getränken - dem Anlass und den Temperaturen angemessen erfreute sich insbesondere die alkoholfreie Cocktailbar der evangelischen Jugend großer Beliebtheit. Der Abend endete mit der Erkenntnis, dass es gerade für junge Leute vor allem politischer Bildung sowie der Vermittlung von demokratischen Werten und Diskussionskultur bedarf, damit ein Leben in Freiheit und Vielfalt auch künftig gelingen kann. Auf die letzte Frage der Moderatorin an Landrat Jens Grote und Michael Haacke, was denn ihr größter Wunsch mit Blick auf die Ukraine-Hilfe sei, antwortete der Initiator der Kovel-Hilfe: „Frieden“. Diesem Schlusswort konnten sich alle Anwesenden uneingeschränkt anschließen.