Zwischen den Jahren. Weihnachten ist gerade rum, vielleicht liegt noch eine zerknüllte Geschenkverpackung unter dem Baum, die vom Wunder deiner Weihnacht erzählt. Oder von deiner Einsamkeit. Vielleicht ist der Baum schon weg. Oder war nie da. Die Lichter in den Fenstern wirken anders, als seien sie Nachrichten von gestern. Der Zauber der Weihnacht scheint verflogen, der Pfefferminzsirup in meinem Lieblingscafé ist aus dem Sortiment genommen, die Nächte sind nicht mehr so still und heilig. Manche zünden schon ihre Böller, verärgern dadurch eher, als dass sie böse Geister vertreiben. Die Krisen dieser Welt, die Ängste und Aufreger aus diesem Jahr, sie kleben noch an Herz und Hand. Und ich putze meine Wohnung, ich putze mein Herz, um die Jahresschatten loszuwerden. Beim Aufräumen finde ich einen kleinen Strohhalm, ein bisschen zerrupft sieht er aus, wie meine Haare und mein Herz. Ich nehme den Strohhalm in meine Hand und höre die Worte des Engels: Fürchte dich nicht. Hab keine Angst. Und für einen kleinen Moment fühlt es sich wie ein Wunder an. Die Schatten werden ein wenig kleiner, ich lasse den Putzlappen Lappen sein und denke, dass ich gar nicht alles sauber machen kann. Manches liegt nicht in meiner Hand. Aber da ist eine Hand, in die ich mich fallen lassen kann. Die mich hält und trägt und aushält und nimmt, wie ich bin. Und die für jeden Tag, der da kommt, ein „Fürchte dich nicht“ für mich hat. 365 mal in der Bibel. Wunderworte für jeden Tag. Auch für die schwebenden Tage zwischen den Jahren. Ich lege den zerknickten und zerrupften Strohhalm vor mir auf den unaufgeräumten Tisch und mein Herz fühlt sich etwas leichter an.
Pastorin Julia Krohmer, Ev.-luth. St. Laurentius Kirchengemeinde Schwarmstedt