Am 1. September vor 85 Jahren begann der 2. Weltkrieg. Die Veranstaltungen zum Erinnern und Gedenken daran waren meiner Meinung nach überschaubar. Für viele ist das wohl zu lange her. Vor 110 Jahren brach Anfang August der 1. Weltkrieg aus. Daran denkt anscheinend niemand mehr. Es ist alles lange her und vorbei. Und es gibt inzwischen vermutlich zu wenige, die die Schrecken von Bombennächten und Flucht, die Angst bei Angriffen und Kämpfen erlebt haben, die davon erzählen und mahnen können: Nie wieder Krieg!
Nur so kann ich mir erklären, dass heute wieder Überlegungen zur „Kriegstüchtigkeit“ in unserem Land laut werden, es um mehr Aufrüstung, um Abschreckung und Raketenstationierung geht.
Warum wird nicht alles für eine Verständigung mit Russland getan? Anstatt die Kontakte abzubrechen, könnte man doch auch Städtepartnerschaften und kulturellen Austausch stärken und fördern, damit Frieden von unten wachsen kann.
Der Krieg in unserem Land ist lange her – Gott sei Dank! Wir sollten alles tun, dass es so bleibt. Denn noch länger gilt schon das Wort Jesu: „Selig sind, die Frieden stiften!“ (Matthäus, 5,9)
Übrigens: Gerade die schrecklichen Erfahrungen von Flucht und Vertreibung und die Dankbarkeit für Gastfreundschaft haben die Väter und Mütter des Grundgesetzes dazu gebracht, das Recht auf Schutz und Asyl dort fest zu verankern. Aber auch das ist wohl zu lange her.
Pastorin Sabine Half, Ev.-luth. Kirchengemeinde Eickeloh-Hademstorf